Das Begegnungshaus ist heute ein kommunales Bürgerhaus für den Ortsteil. In historischer Perspektive ist es das Gegenstück zum Alexander-Haus. Während dort die jüdische Familie vor den NS-Verfolgungen fliehen musste, war hier der Hausherr und Erbauer des Hauses, Herr Marschner, ein aktiver Parteigänger und Funktionär des NS-Regimes, der sein Büro mit Hitler-Porträt und Hakenkreuzfahne dekorierte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 bekam die Gemeinde durch die Enteignung von Besitztümern nationalsozialistischer Funktionäre die Verfügungsmacht über das verlassene Haus. Die Villa wurde zu einem Schulhaus umfunktioniert mit einem Saal für Gemeindeveranstaltungen und Wohnräumen für ein Hausmeisterehepaar, das hier untergebracht war.
Seit 1963 lag das Anwesen allerdings im Grenzgebiet, seit 1969/70 an der Mauer. So wuchsen Generationen von Groß Glienicker Schulkindern mit der Selbstverständlichkeit des Grenzregimes auf.
Nach Mauerfall und Wiedervereinigung benötigte das wachsende Dorf ein Begegnungshaus. Aus einer Bürgerinitiative entstand 1995 ein Verein. Die ehemalige Nazi-Villa war durch den deutsch-deutschen Einigungsvertrag vor Rückübertragung geschützt, wurde temporär von der AWO genutzt und nun für die Arbeit des Begegnungshaus-Vereins zur Verfügung gestellt. So wurde das Haus 1998 zum Begegnungshaus, das heute zum Verbund der Potsdamer Bürgerhäuser gehört – mit Jugend- und Sozialarbeit, Vereinsarbeit, Kursen und Veranstaltungen.
Im Eingangsbereich des Begegnungshaus-Grundstücks steht das örtliche Kriegerdenkmal, das 1924 errichtet wurde. Der Geist vaterländischer Heldenverehrung ist noch sichtbar, eine Tafel des Ortsbeirates und des Groß Glienicker Kreises stellt es seit 2015 allerdings in den Kontext der Kriege und Gewaltherrschaften des 20. Jahrhunderts.
Ufer-Kultur-Weg am Groß Glienicker See