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90 Jahre Alexander-Haus

90 Jahre Alexander-Haus

Clean up und ein zukunftsweisendes Kulturprogramm

So etwas hat es zuvor noch nicht gegeben: Eine Italienerin verfolgt im Internet das Alexander-Haus-Projekt in Groß Glienicke, liest vom Festtag am 22. April 2017 und fährt eigens mit einem Bus von Rom über Nacht nach Potsdam, um an diesem Ereignis teilzunehmen. Eine Irin hat das Buch von Thomas Harding gelesen, will vor Ort sehen, was sich da tut und reist eigens aus Irland an, um den Tag mitzuerleben. Am 22. April fanden sich zum vierten Mal Menschen aus Groß Glienicke, Nachfahren der Alexander-Familie und Gäste aus Nah und Fern am Alexander-Haus ein, um beim Clean up dabei zu sein. In diesem Jahr blieb es aber nicht nur bei den Arbeiten mit Spaten und Schüppe, um das Gelände für die Gartengestaltung vorzubereiten. Denn in diesem Jahr konnte man sehen, wie die Restaurierungsarbeiten voranschreiten – und ein Kulturprogramm gab einen Vorgeschmack auf künftige Alexander-Haus-Erlebnisse.

Der Festtag war Teil der Jubiläumsfeiern „750 Jahre Groß Glienicke“, mit einem eigenen Jubiläum: Vor 90 Jahren, 1927, errichteten Alfred und Henny Alexander das Sommerhaus. Für die Familie begann die Zeit der Wochenend- und Ferienaufenthalte am Groß Glienicker See, die sie so sehr genossen – bis zum bitteren Ende, der Flucht vor den Judenverfolgungen der Nazis 1936 nach England. 90 Jahre später gibt es mit dem Alexander-Haus-Projekt nun den Neustart für ein Haus, das zur Begegnung von Religionen und Kulturen einlädt. „Neuanfänge“ war daher das Motto dieses Tages. Das Kulturprogramm gab einen Vorgeschmack auf die Zukunft. Die Swinging Glienicks hatten ihr Heimspiel; die weit gereiste, nun in Groß Glienicke wohnhafte Gospel-Sängerin Flois Knolle-Hicks begeisterte gemeinsam mit der stimmgewaltigen Groß Glienicker Nachwuchssängerin Anna Klohs; die Mezzosopranistin Alexandra von Roepke sang Lieder von Franz Schubert und Gustav Mahler und wurde am Piano von der Syrerin Dyala Hanan begleitet; Yalda Yazdani spielte auf einer Tar, einer Urform der Gitarre – die Iranerin hatte im März in Berlin das Festival „Female Voice of Iran“ organisiert; zum Finale spielte die Groß Glienickerin Kathrin Sutor ein Praeludium von Johann Sebastian Bach.

Das Haus war außen dekoriert mit Kunstwerken eines kurdischen und eines syrischen Malers, im Innern waren alte Fotografien der Alexanders zu sehen, und Moritz Gröning präsentierte eine originelle Presseschau – mit Artikeln aus uralten Zeitungen, die in den Wänden des Hauses steckten. Die Renovierung geht voran: Die Öffnung des Hauses zum See ist wiederhergestellt, sodass die historische Veranda rekonstruiert werden kann. Noch ist das Haus eine Baustelle. Bis Ende des Jahres soll die Restaurierung abgeschlossen sein.

Winfried Sträter

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