18. Juni 2021 / 19 Uhr in der Dorfkirche – „Gundermann Revier“
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Kinoimpressionen 18.06.2021

Endlich war es soweit.

Mit dem Dokumentarfilm “ Gundermann Revier“ von Grit Lemke erreichte das Original Gerhard Gundermann am 18. Juni bei erfrischenden Temperaturen in der Dorfkirche von Groß Glienicke unsere Zuschauer.
Grit Lemkes persönliche Erlebnisse und Eindrücke spiegeln sich in dem Film – ein einfühlsames Porträt aus dem Jahr 2019.

„Das Revier hat uns beide ausgespuckt. Du hast es einmal umgegraben. Wir wollten was bewegen“, mit diesen Worten beginnt die Autorin und Regisseurin des Filmes. Gemeinsam in Hoyerswerda aufgewachsen hat die Poesie des Liedermachers und Baggerfahrer die langjährige Freundschaft zu Gundermann geprägt. Es ist nicht nur die Geschichte von Gerhard Gundermann – erzählt wird über tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen einer ganzen Generation, über den Wandel einer Bergbauregion, über eine Vision ohne Egoismen – nicht nur in der Lausitz.

Auf nationalen und internationalen FilmFestivalen errang der Film hohe Anerkennung. Im Leipziger Hauptbahnhof wurde er unter großer Anteilnahme vor ungefähr 1.000 Zuschauern aufgeführt. Der Film hat beigetragen, die Popularität von Gerhard Gundermann überregional in Deutschlands zu verbreiten.
Grit Lemke – freie Journalisten, Autorin und langjährige erfolgreiche Kuratorin zahlreicher nationaler und internationaler Filmreihen, u. a. bei DOK Leipzig, der Akademie der Künste Berlin, goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films Wiesbaden und für Goethe Institute und Festivals weltweit (u. a. Polen, China, Neuseeland, Russland, Frankreich, Großbritannien) hat sich in den letzten Jahren sehr intensiv dem sorbischen Filmschaffen gewidmet. Wir sind auf ihre neuen Projekte und das Lausitzer Filmschaffen sehr gespannt.

Die Premiere des Films wurde von starkem medialem Interesse begleitet, so u.a.:
Leipziger Volkszeitung 2019-10-28
„ … Grit Lemkes Film, der keine letzten Urteile fällt, dafür Zeugnisse bietet, die von einem Rebellen erzählen, der immer nur das Gute wollte. … Schwarze Pumpe, Hoyerswerda und die Tagebaue, aus denen Braunkohle kommt. Archivbilder
bejubeln die sozialistische Stadt in der Einöde in Symbolen. So sah die DDR sich gern selbst: optimistisch, wohnlich, sozial, industriell – und der Zukunft zugewandt. Gerhard Gundermann glaubte daran. … Zu Ritchie Barton (Silly) hat Gundermann einmal gesagt: Wenn ich nicht auf dem Bagger sitze, kann ich nicht mehr schreiben. So packte er nach jedem Konzert die Gitarre ein, nahm seinen Überlebenskoffer – und fuhr zur Frühschicht. Das hat ihn kaputt gemacht, glaubt Uwe Hassbecker (Silly). Als Gundermann, Liedermacher an der Arbeitsfront, nach der Wende den Baggerplatz verliert, kann er drei Monate nichts schreiben. Er zieht sich zurück. …Grit Lemke probt eine Annäherung über die Kindheitsnähe. … Gundermann kommentiert sie nicht. Bei Gundermann verlässt sie sich auf Archivbilder, Interviews (Brigade Feuerstein, Die Seilschaft, Ehefrau Cornelia, Silly-Mitglieder, seine Lehrerin), seine wunderbaren Lieder und eine Montage, die Gundermanns Leben folgt. Keine letzten Urteile, dafür Zeugnisse, die von einem Rebellen erzählen, der immer nur das Gute wollte. Die DDR, das war die Heimat seiner Hoffnungen….… Ein zorniger Hippie mit  leischerhemd, Jeans und Hosenträgern. Einer, der in Liedern den unheroischen Alltag der DDR so genau wie kein anderer besang. Der sich mit diesem und jenen zerstritt, der unwillig und ungehalten blieb. … Von all dem ist in der Porträtreise „Gundermann Revier“ die Rede – und von so viel mehr.“

Märkische Oderzeitung 2020-02-08
„ …. Noch ein weiterer Film über Gerhard Gundermann? Hatten Drehbuchautorin Laila Stieler und Regisseur Andreas Dresen mit dem Spielfilm „Gundermann“ nicht alles gesagt über den Liedermacher und Baggerfahrer, der Widersprüche in sich vereinte wie kein Zweiter? …. Es gehe ihr um mehr, sagt Lemke, die Gundermann gut kannte. Wie er verbrachte auch sie Kindheit und Jugend in Hoyerswerda. „Hier entstand damals etwas Neues“, sagt Lemke. Mitte der 50er-jahre wurde der Grundstein gelegt für die Neustadt Hoyerswerda – Wohnund Schlafstätte für die Menschen, die hier arbeiten würden in den Kohlegruben, Tagebauen und im Gaskombinat Schwarze Pumpe. Zuerst kamen die Abenteurer, die aufbauten, verwegene Burschen darunter, oftmals mit zwielichtigen Biografien. Sie zogen irgendwann weiter. Dann kamen die, die blieben. Junge Leute aus allen Teilen des Landes, die Aufbaugeneration, die es auch in den Großbetrieben und Kombinaten in Eisenhüttenstadt, Schwedt und anderswo gab.
Jahre später beschreibt die Schriftstellerin Brigitte Reimann in ihrem Buch „Franziska Linkerhand“ diese Jahre in Hoyerswerda als eine Stadt der Hoffnung, aber auch des Halbfertigen, der schlammigen Wege und des improvisierten Alltags. „Wir wohnten in der Platte, hatten die gleichen Sachen an, wir kannten uns alle“, sagt Lemke. „Und wenn die Eltern auf Arbeit länger machen mussten, haben wir bei den Nachbarn gebadet und zu Abend eine Stulle gekriegt.“ …
… Gundermann habe viele Probleme von heute damals schon gesehen, erinnert sich Grit Lemke. In seiner schnodderigen Sprache sah er den aktuellen, globalen Konflikt zwischen Arm und Reich klar vor sich. Sie werden kommen und wollen an unsere Töpfe, sagte Gundermann. Besser sei es, wir sorgen dafür, dass ihre Töpfe voll sind, war seine Schlussfolgerung. Gundermann konnte Leute begeistern und zugleich vor den Kopf stoßen, er hatte diese Filter nicht, die jeder einschaltet, um zu prüfen, ob das Gesagte gefällt oder gar kränkt. …. Auch in der Trennung von den Feuersteinen. Er suchte sich neue Musiker und wurde mit der Band Seilschaft zum Profi – mit seinem „Zweitjob“ als Baggerfahrer im Schichtbetrieb. …“

Holger Fahrland / GGK AK Filme und ihre Zeit

18.06.2021  – Gundermann – Revier in der Dorfkirche

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